Pipetten - Pipettenarten, Materialien und Einsatzbereiche

Pipetten werden zur Messung des Flüssigkeitsvolumens verwendet, was sie zu einem unersetzlichen Laborwerkzeug macht. Die verschiedenen Pipettenarten unterscheiden sich in Messgenauigkeit, Handhabung und Einsatzgebieten. Um die optimale Pipette für Ihre Anwendung wählen zu können, finden Sie hier die Merkmale und Unterschiede der wichtigsten Pipettentypen.

Messpipette

Die Messpipette zeichnet sich durch eine Volumenskala aus, die die Ablesung von Flüssigkeitsmengen ermöglicht. Sie eignet sich für die Messung und Übertragung verschiedener Volumina von Flüssigkeiten und ist in unterschiedlichen Größen erhältlich, wobei die gängigsten zwischen 0 und 25 ml liegen. Messpipetten bestehen aus Glas oder Kunststoff und haben eine konische Spitze. Da die Ablesegenauigkeit der Flüssigkeitsmenge vom Benutzer abhängt, ist ein präzises Ergebnis besonders bei größeren Messpipetten nicht garantiert.

Mikroliterpipette

Mikroliterpipetten, kurz Mikropipetten, sind auch unter der Bezeichnung Kolbenhubpipette oder Eppendorfpipette bekannt. Sie eignen sich hervorragend zur genauen Dosierung kleiner Volumina von 0,1 µl bis 5000 µl. Es gibt Mikroliterpipetten mit fixem und variablem Volumen, bei dem sich die gewünschte Mikroliterzahl mit Hilfe eines Stellwerks einstellen lässt.

Mikropipetten funktionieren nach dem Verdrängungsprinzip. Mittels eines beweglichen Kolbens wird beim Herunterdrücken die Luftsäule verdrängt bzw. bei der Aufwärtsbewegung die Flüssigkeit in die Pipette gesaugt. Nur die aufgesetzte Pipettenspitze aus Plastik, die einmalig verwendet wird, kommt mit der zu pipettierenden Flüssigkeit in Berührung.

Mikroliterpipetten sind als Einkanal- oder Mehrkanalpipetten erhältlich. Mit einer Mehrkanalpipette können mehrere Flüssigkeitsvolumina der gleichen Menge gleichzeitig aufgenommen oder abgegeben werden. Diese Pipetten eignen sich für Anwendungen in Laboren, bei denen der Durchsatz hoch ist und mehrere Reagenzien auf einmal übertragen oder umfangreihe Tests durchgeführt werden.

Pasteurpipette

Die Pasteurpipette erhielt ihren Namen zu Ehren des französischen Chemikers und Mikrobiologen Louis Pasteur. Sie hat eine lange, schmale Form mit einer spitzen Öffnung am Ende und dient dem tropfenweisen Dosieren von Flüssigkeiten, weshalb sie auch Tropfpipette genannt wird. Sie verfügt über keine Messskala. Im Labor werden Pasteurpipetten zur Probennahme und Übertragung von verschiedenen Flüssigkeiten wie Laugen, Säuren oder Chemikalien gebraucht. Mittels des Saugbalgs kann die Dosierung sehr präzise erfolgen.

Pasteurpipetten gibt es aus Kunststoff oder Glas. Kunststoffpipetten dienen der Einmalverwendung wie u.a. der Urin, - Plasma- oder Serumverteilung. Sie sind bruchsicher und leicht. Glaspasteurpipetten besitzen eine hohe chemische Beständigkeit und können mehrfach verwendet werden. Beide Pipettenarten sind steril oder unsteril, je nach Verwendungszweck, und in unterschiedlichen Größen erhältlich.

Serologische Pipette

Serologische Pipetten werden vor allem in der Zellkultur, Mikrobiologie und Biochemie zur Übertragung und Mischung von chemischen Lösungen und Zellsuspensionen verwendet. Klinisch finden Sie häufig ihren Einsatz in der Urinanalyse, Blutbanking, Immunologie und Hämatologie. Mittels eines Pipettenreglers oder eines Kolbens können Reagenzien unterschiedlicher Dichte gut dosiert werden. Die Pipette hat eine längliche, zylindrische Form und ist mit einer Graduierung versehen, die das Abmessen verschiedener Flüssigkeitsvolumina ermöglicht.

Serologische Pipetten sind zumeist aus sterilem Einweg-Polystyrol gefertigt, es gibt allerdings auch Pipetten aus Glas. Letztere sind sterilisierbar und wiederverwendbar. Die gängigsten Größen sind 10, 25 und 50 ml.

Transferpipette

Eine Transferpipette ist ein einfaches Laborinstrument zum Pipettieren von Reagenzien, Medien oder Proben in der Zellkultur oder Mikrobiologie. Als Einwegprodukt besteht sie in der Regel aus flexiblem Kunststoff, ist unzerbrechlich und hat eine lange, schmale Form mit einer breiten Öffnung an einem Ende und einer spitzen Spitze am anderen Ende. Die Funktionsweise einer Transferpipette basiert auf dem Prinzip des Ansaugens und Abgebens von Flüssigkeiten. Um Flüssigkeit aufzunehmen, wird das offene Ende der Pipette in die Flüssigkeit eingetaucht und durch leichtes Zusammendrücken und Loslassen des oberen Teils der Pipette wird ein Vakuum erzeugt, das die Flüssigkeit anzieht oder freisetzt.

Transferpipetten sind mit und ohne Graduierung erhältlich. Sie sind besonders für Anwendungen geeignet, bei denen es auf eine einfache Handhabung und eine moderate Genauigkeit ankommt.

Vollpipette

Eine Pipette, die über nur eine Markierung für ein bestimmtes Volumen verfügt, nennt man Vollpipette. Sie messen und übertragen eine einzige, spezifische Menge an Flüssigkeit, dies jedoch mit sehr hoher Genauigkeit. Deshalb eignen sich Vollpipetten hervorragend für Anwendungen in der analytischen oder Biochemie, die ein hohes Maß an Präzision erfordern.

Vollpipetten sind auf „Ex”, auf Abtropfen oder Ablauf durch Schwerkraft, kalibriert. Das aufgedruckte Flüssigkeitsvolumen bezieht sich auf die abzugebende Menge.  Normalerweise sind Vollpipetten mit einer Markierung versehen für einen vollständigen Ablauf der Flüssigkeit. Seltener sind Vollpipetten mit zwei Marken für einen nur teilweisen Ablauf zu finden.

Vollpipetten sind in der Regel aus Glas gefertigt und umfassen gängige Volumina von 0,5 bis 100 ml oder mehr.

Sonstige Pipetten

Wägepipette

Wägepipetten verwenden hauptsächlich milchwirtschaftliche Labore in Verbindung mit einer Waage. Flüssigkeiten werden mit der Pipette aufgenommen, das Gewicht auf der Waage verfolgt und schrittweise wieder abgegeben. So kann die Menge der abgegebenen Substanz exakt festgestellt werden. Da hierbei das Gewicht maßgeblich ist, sind Dichteunterschiede der Flüssigkeit unerheblich.

Saugkolbenpipette

Saugkolbenpipetten gehören zu den Vollpipetten und sind mit einem zusätzlichen Saugkolben bestückt. Im chemischen Labor sind sie auch als Sicherheitspipetten bekannt. Sie sind zum einfachen und gefährdungsfreien Pipettieren gedacht, da man ätzende, gesundheitsschädliche und giftige Flüssigkeiten aufnehmen und weitergeben kann.